Angst beim Surfen? So gewinnst du Vertrauen ins Wasser zurück
Surfen ist Freiheit, Leichtigkeit und Verbundenheit mit dem Meer – aber es ist auch ein Sport, der Respekt verlangt. Was viele unterschätzen: Angst ist beim Surfen ganz normal. Sie kann sich leise einschleichen oder plötzlich auftauchen – nach einem Wipeout, einer schlechten Erfahrung oder wenn du überfordert bist. In diesem Beitrag erfährst du, wie du Ängste beim Surfen erkennst, ihnen begegnest und nach und nach wieder Vertrauen ins Wasser findest.
Warum Angst beim Surfen ganz normal ist
Ob Anfänger oder Fortgeschrittener – Angst gehört zum Surfen dazu. Sie schützt uns, bewahrt uns vor Leichtsinn und erinnert uns daran, dass das Meer stärker ist als wir. Doch wenn die Angst überhandnimmt, dich blockiert oder daran hindert, weiterzumachen, wird es Zeit, hinzuschauen. Diese Ängste sind real – auch wenn sie oft im Verborgenen wirken. Die gute Nachricht: Du kannst lernen, damit umzugehen.
Typische Ursachen:
Negative Erlebnisse: Eine fiese Waschmaschine, ein Brett ans Gesicht, eine Welle, die dich überrollt.
Verlust der Kontrolle: Strömungen, Strände ohne Boden unter den Füßen, Unsicherheit beim Paddeln.
Kopfkino: Haiangst, Panik in der Impact Zone, Angst vorm Ertrinken – auch ohne reale Gefahr.
Vergleich & Druck: Andere surfen scheinbar mühelos, du fühlst dich „zu schwach“, „zu schlecht“ oder „nicht gut genug“.
Schritt 1: Erkenne deine Angst – und nimm sie ernst
Der wichtigste Schritt ist, dir selbst zu erlauben, Angst zu haben. Viele verdrängen sie oder machen sich selbst klein. Doch Verdrängung führt nur dazu, dass sie stärker wird. Tipp: Führe ein Surf-Journal und notiere dir nach jeder Session kurz, was dich beschäftigt hat. So erkennst du Muster und Trigger – und kannst gezielt ansetzen.
Frage dich:
Wann genau spüre ich Angst? (Vor dem Paddeln? In der Welle? Beim Rausgehen?)
Was löst sie aus? (Ein Gedanke? Ein Erlebnis? Ein Bild im Kopf?)
Wie fühlt sie sich an? (Körperlich & emotional)
Schritt 2: Verändere dein Mindset – Vertrauen statt Verdrängung
Surfen ist kein Wettbewerb, sondern ein Weg. Und Ängste sind kein Zeichen von Schwäche – sondern eine Einladung, mehr auf dich zu hören. Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und positive innere Dialoge sind dein stärkstes Werkzeug. Du musst nicht sofort an die Peak-Welle paddeln. Du darfst dich in kleinen Schritten wieder herantasten.
Statt: "Ich darf keine Angst haben."
👉 Sag dir: "Ich darf Angst haben – und ich darf trotzdem wachsen."
Statt: "Die anderen sind alle besser."
👉 Sag dir: "Ich bin genau da, wo ich gerade sein soll."
Statt: "Ich bin nicht mutig genug."
👉 Sag dir: "Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben – sondern trotzdem zu gehen."
Schritt 3: Wähle die richtigen Bedingungen für dein Comeback
Wenn du dein Vertrauen zurückgewinnen willst, brauchst du ein Umfeld, das dich unterstützt – nicht überfordert. Geheimtipp: Geh bewusst an einen Spot, den du gut kennst – am besten mit positiven Erinnerungen. Wiederhole dort ruhige Sessions mit Fokus auf Spiel, Flow und Spaß.
Achte auf:
✅ Kleine, sanfte Wellen
✅ Ein geschützter Beachbreak
✅ Keine starken Strömungen
✅ Ein Buddy-System (niemals allein surfen)
✅ Spot, an dem du stehen kannst oder dich sicher fühlst
Schritt 4: Finde deine innere Ruhe mit Breathwork & Regulation
Viele Surfer, die mit Angst kämpfen, berichten von einem „Zugeschnürtsein“, Atemnot oder Engegefühl in der Brust. Das liegt daran, dass das Nervensystem auf „Gefahr“ schaltet. Du kannst lernen, es zu regulieren – mit gezielten Atemübungen. Diese Tools helfen dir nicht nur vor dem Surfen, sondern auch im Line-Up, wenn du merkst: Die Angst steigt auf.
Probiere vor dem Surfen:
1️⃣ Box Breathing (4-4-4-4-Methode):
Einatmen – 4 Sekunden halten – ausatmen – 4 Sekunden halten – wiederholen
2️⃣ Langes Ausatmen (z. B. 4-6):
Das verlängerte Ausatmen aktiviert den Parasympathikus (Ruhemodus) – ideal bei Nervosität
3️⃣ Powerposen & Bodysprache:
Aufrecht stehen, tief durchatmen, bewusst positive Körpersprache einnehmen – das stärkt dein Selbstbild
Schritt 5: Arbeite mit einem Surfcoach oder Retreat-Team
Gerade wenn du das Vertrauen verloren hast, kann es enorm helfen, professionelle Begleitung zu suchen. Viele Surf-Retreats oder Surfcamps bieten Programme an, die neben Technik auch auf mentale Stärke setzen. Ein guter Coach sieht nicht nur deine Technik, sondern auch dein Mindset. Und er hilft dir, deine Fortschritte zu feiern – auch wenn sie klein erscheinen.
Worauf du achten solltest:
Kleine Gruppen & individuelle Betreuung
Erfahrene Coaches mit Geduld und Empathie
Fokus auf Sicherheit, Vertrauen & Spaß
Optional: Yoga, Breathwork oder Mental-Coaching inklusive
Schritt 6: Vertraue deinem Körper – durch Bewegung & Wiederholung
Das Meer kann einschüchternd wirken – aber dein Körper ist gemacht, um sich darin zu bewegen. Je öfter du dich wieder ins Wasser wagst, desto mehr positive Referenzerfahrungen sammelst du. Wichtig: Nichts erzwingen. Wenn dein Körper heute sagt "Nein", ist das auch okay. Vertrauen entsteht nicht durch Härte, sondern durch Wiederholung und Sicherheit.
Ein paar Ideen:
✔️ Geh regelmäßig ins Wasser – auch wenn du „nur“ planschst oder paddelst
✔️ Nimm ein Softtop oder Bodyboard mit – spielerisches Lernen ohne Druck
✔️ Fokussiere dich auf das Körpergefühl – nicht auf Leistung oder Style
✔️ Feiere kleine Erfolge (Take-off geschafft? Rausgegangen? Gut geatmet?)
Schritt 7: Rede darüber – du bist nicht allein
Surfangst ist ein Thema, über das zu wenig gesprochen wird. Viele denken, sie seien „die einzigen“, die sich unwohl fühlen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Du wirst sehen: Viele waren an dem Punkt, an dem du gerade stehst – und sie haben ihren Weg zurückgefunden.
Tausche dich aus:
Mit Freunden, denen du vertraust
In Surfcamps oder Retreats mit Fokus auf mentale Gesundheit
In Communities oder Foren, in denen offen über solche Themen gesprochen wird
Fazit: Deine Angst ist kein Feind – sie ist ein Wegweiser
Surfen ist ein Geschenk – aber auch ein Spiegel. Es zeigt dir, wo du stehst. Angst ist dabei nicht dein Gegner, sondern dein Begleiter. Sie will dich beschützen – nicht blockieren. Wenn du lernst, ihr zuzuhören, sie ernst zu nehmen und in kleinen Schritten wieder Vertrauen aufzubauen, wirst du irgendwann merken:
Du brauchst keine Angst vorm Meer zu haben. Du darfst ihm begegnen – mit Respekt, Ruhe und der Freude, wieder zu dir selbst zu finden.